Vom Sprinter zum Wohnmobil - Dämmung mit Armaflex und Alubutyl (Teil 4)

Nun wird es gemütlich. Damit wir auf unseren künftigen Trips mit unserem Sprinter nicht nur durch unsere Dachluke schauen können, sondern dabei auch noch ein angenehmes Klima ohne Schäppern oder Frieren haben, haben wir unseren Sprinter isoliert. Warum wir, welches Material genommen haben, wie viel wir davon gebraucht haben und was der Spaß gekostet hat, könnt ihr im folgenden Beitrag nachlesen und zudem auf YouTube auf unserem Kanal anschauen.

Warum isolieren?

Wir wissen noch nicht, wo uns unsere Reisen überall hinverschlagen werden. Ob und wann wir zum Beispiel zum Nordkapp fahren, können wir noch nicht sicher sagen. Ein Wunschziel wäre es allerdings von uns. Aber natürlich wollen wir auch die südlichen, wärmeren Länder bereisen. 

Um in unserem Bus, egal bei welcher Außentemperatur, ein angenehmes Klima zu haben, haben wir uns entschlossen unseren Sprinter zu isolieren. 

Wir haben sehr viel recherchiert und dabei herausgefunden, dass die Isolierung wichtig ist, um weitere Korrosionsbildung zu vermeiden. Durch das Leben und Schlafen im Bus entsteht eine erhöhte Luftfeuchtigkeit. Dieses Wasser, was sich in der Luft befindet, entweicht der Luft, wenn die Luft auf hohe Temperaturunterschiede trifft. 
Damit meinen wir folgendes: Wenn die feuchte, warme Luft an die kalte Außenwand eines Vans trifft, dann würde sie dort das Wasser entweichen lassen. Das Wasser würde sodann zum Kondenswasser werden und an der Karosserie herunterlaufen. Infolgedessen könnte also Rost und ggf. Schimmel entstehen. Da wir schon einige Roststellen am Sprinter hatten und beseitigen lassen mussten, möchten wir natürlich versuchen, neue Roststellen so gut es geht zu vermeiden.
Vorher

Welches Material?

Dann war die nächste Frage: Mit welchem Material wollen wir isolieren?
Als erstes kam uns Styropor in den Sinn. An Styropor hätten wir günstig und in großen Mengen rankommen können. Allerdings hat unsere Recherche ergeben, dass Styropor nicht der richtige Dämmstoff für unseren Sprinter ist. Die Gefahr der Schimmelbildung war uns zu groß, sodass wir uns sicherheitshalber für ein anderes Material entscheiden wollten. Schaut man sich Umbau- bzw. Ausbaublogs aus den USA an, wird häufig eine Art Dämmwolle verbaut. Bei der Verwendung dieser Wolle, muss man zudem eine Dampfbremsfolie flächendeckend anbringen. Wir sind absolute Laien im Thema Vanausbau, daher wollten wir kein Risiko eingehen durch Fehler bei der Anwendung. 

Wir haben geschaut, welches Material man in Deutschlang schnell und einfach erwerben kann. Über 90 % aller DIY-Vanausbauer verwenden folgendes Material:
Armaflex
Armaflex ist ein sehr flexibles Dämmmaterial. Der Hersteller wirbt mit der Eigenschaft der Tauwasserverhinderung und der leichten Verarbeitung. Beides Punkte, die uns sehr wichtig sind. Armaflex soll eine niedrige Wärmeleitfähigkeit haben und wasserundurchlässig sein. Es erscheint uns als ein optimaler Dämmstoff für den Vanausbau. Insbesondere die kurze Lieferzeit und die große Auswahl an verschiedenen Materialstärken hat uns überzeugt.
Wir haben 19 mm und 6 mm selbstklebendes Armaflex bestellt sowie Armaflexband mit einer Dicke von nur 3 mm.

Wie viel Armaflex? Jede Menge! Kosten!

Bezüglich der Mengen, also wie viel wir bestellen sollten, waren wir uns unsicher. Da bei einem Kauf über Amazon die Lieferzeiten so kurz sind, haben wir uns dafür entschieden, erstmal nur ein wenig Material zu bestellen. Ganz nach dem Motto: Wir können ja noch was nachbestellen und basteln sowieso nur am Wochenende. Letztlich haben wir zwei Mal nachbestellt, zeitlich hatten wir dadurch allerdings keine Nachteile.

Insgesamt haben wir folgende Mengen verbraucht:

19 mm Armaflex           = 24 qm   (ca. 280 €)
  6 mm Armaflex           =   8 qm   (ca. 140 €)
  3 mm Armaflexband   = 45 m     (ca. 40 €)

Die Endsumme hat uns ziemlich vom Hocker gehauen. Wir haben uns dann aber dazu entschlossen ... wenn dämmen, dann richtig. 
Als Ziel haben wir uns gesetzt, dass der Sprinter von innen ganz schwarz werden soll. Also haben wir die Wände, auch unter den Holmen (so weit möglich), die Holme selber, die Radkästen, die Decke, das komplette Fahrerhäuschen, die Türen und den Boden mit Armaflex beklebt. 

Verarbeitung

Die Verarbeitung des Armaflex in den verschiedenen Stärken war kinderleicht. Ich (Tanja) habe die Isolierung zu einem großen Teil alleine vorgenommen. Es ist also auch ein frauenfreundliches Material ;-)
Tipps von uns:
- Verwende immer eine hochwertige und scharfe Klinge in deinem Cuttermesser. 
- Wechsel die Klinge regelmäßig und du kannst durch das Armaflex schneiden wie durch warme Butter. 
- Das Armaflexband lässt sich wunderbar mit einer Bastelschere schneiden. So kannst du im Stehen ohne Unterlage schnell das Band verarbeiten. 
- Das Abziehen der Folie (darunter ist die Klebeschicht) solltest du Stück für Stück machen. 

Los geht's

Bevor es los ging, musste der Sprinter von innen komplett gereinigt und entfettet werden, damit das Armaflex gut klebt und sich nicht nach kurzer Zeit wieder löst. Dafür haben wir Bremsenreiniger benutzt. Achte unbedingt auf eine gute Belüftung während du Bremensenreiniger benutzt und trage Arbeitshandschuhe. Deine Hände werden es dir danken.
Schneide das Armaflex zurecht und zieh eine Ecke der Folie ab. So kann man das Armaflex an einer Stelle andrücken und das gesamte Teilstück noch etwas justieren. 
Wir haben dann langsam die restliche Folie abgezogen und Stück für Stück das Material weiter an die Karosserie angedrückt. Das kannst du in unserem YouTube-Video im Detail anschauen. 
Damit auch alles wirklich dicht ist, haben wir die Stöße mit dem Armaflexband abgedichtet und die Holme mit dem 6 mm Armaflex beklebt. Das Band kann man, wie vorab beschrieben, wunderbar mit einer Bastelschere im Stehen zurecht schneiden. Wir hatten nur eine Bastelschere mit wellenförmigen Schnitt, aber auch das hat wunderbar funktioniert und erscheint nun als kleines Highlight im Sprinter.

Armaflex auf dem Boden

Unter der Siebdruckplatte, die der Boden unseres Dicken wird, wollten wir natürlich auch dämmen. 
Was ist schlimmer als kalte Füße? 
Damit die Siebdruckplatte das 19 mm Armaflex nicht zerquetscht bzw. platt drückt und damit die Wirkung zerstört, haben wir uns überlegt, schmale Latten als Unterkonstruktion auf die Karosserie zu kleben. Somit müssen wir die Siebdruckplatten auch nicht am Blech festschrauben, sondern können die Platten an den Leisten festschrauben.
Zuerst haben wir gedacht, dass drei Leisten über die gesamte Fläche ausreichend sind. Damit das Gewicht der Platten und des darauf stehenden Krams sich gut verteilt, haben wir uns letztlich für mehr Leisten entschieden. Bevor es ernst wurde, mussten wir erst die Stellen reinigen an denen die Latten geklebt werden sollten.
Die Leisten haben wir also gleichmäßig auf dem Boden verteilt und mit PU-Kleber bzw. Tanja's Spezialkleber festgeklebt. Die Latten haben wir mit jede Menge Steinen beschwert und den Kleber über Nacht trocknen lassen. 

Natürlich mussten wir bevor es am nächsten Tag weiter ging alle Steine wieder aus dem Sprinter rausschaffen. Weil wir durch die Steine wieder viel Schmutz in den Sprinter gebracht hatten, musste die Fläche nochmal wieder gereinigt werden.


Nach absolvierter Reinigung konnten wir dann die über 3 m langen Armaflexstreifen aus dem 19 mm Armaflex zurecht schneiden und zwischen die Latten auf den Boden kleben. 



Die letzten Reste unseres 19 mm Armaflex haben genau für den Boden gereicht. Ein Glück, denn für nur wenige Ecken wollten wir nicht noch mehr Material nachbestellen.


Und hier das Ergebnis
Wir haben auch beim Boden die Stöße mit Isolierband abgeklebt. Nun ist unser Sprinter von innen ganz schwarz - Ziel erreicht. Ja okay, die Holme oben sind noch weiß, aber dort wollen wir noch Leerrohre für die Kabel der Stromversorgung verlegen. Danach werden die Flächen mit dem 6 mm Armaflex ebenfalls beklebt. Die linke Hecktür mussten wir noch aussparen, da die Kennzeichenbeleuchtung derzeit nicht vorhanden ist und vor der ersten Tour noch verbaut werden muss.

Aber alles in Allem sind wir mit dem Ergebnis zufrieden. Was sagst du?

Noch mehr Isolierung!

Wir haben unseren Sprinter nicht nur gegen Hitze und Kälte isoliert, sondern auch gegen Rappeln und Schäppern - also Geräusche. Die Karosserie hat von Werk aus Holme verbaut, diese dienen der Versteifung. Nichtsdestotrotz entstehen Schwingungen des Blechs beispielsweise während der Fahrt. Durch diese Schwingungen kann es sehr laut im Inneren werden. Um diese Schwingungen zu vermeiden ist eine weitere Versteifung des Blechs nötig.

Unsere Recherche hat ergeben, dass durch das Anbringen des selbstklebenden Armaflex eine Verringerung der Schwingungen bereits entsteht. Da unser Dicker aber eine ziemliche Knatterkiste ist, haben wir uns dazu entschieden, zusätzlich mit folgendem Material gegen unschöne Geräusche zu isolieren:

Alubutyl

Was ist Alubutyl?

Wikipedia sagt, dass Alubutyl eine Handelsbezeichnung für eine selbstklebende Folie ist, welche aus selbstklebend eingestelltem Butylkautschuk und einer Aluminium-Trägerfolie besteht. 
Alubutyl wird häufig von Auto-Tunern genutzt, die dicke Musikboxen in ihren Autos verbaut haben und das schäppernde Blechgeräusch des Autos verringern wollen. Alubutyl ist auch bereits von Werk in Transportern verbaut. Allerdings wird hier von den Herstellern nur wenig bzw. nur das Nötigste an Material verbaut.

Wie viel Alubutyl? Kosten!

Wir haben 2 qm Alubutyl verarbeitet und dafür ca. 40 € investiert. 

Benny hat insbesondere das Fahrerhäuschen mit dem Alubutyl beklebt, bevor dort das Armaflex eingeklebt wurde. Auch alle Türen unseres Sprinters hat er mit Alubutyl beklebt.


Verarbeitung

Alubutyl hat ein relativ hohes Gewicht. Damit man es einfacher verarbeiten kann, haben wir die entsprechenden Teile ausgeschnitten und mit einem Heißluftföhn erwärmt. Dann wurde die Schutzfolie abgezogen und das Stück auf die entsprechende Stelle geklebt. Damit das Teufelszeug auch richtig fest sitzt und damit seinen Zweck erfüllt, musste Benny mit einer Hartplastik-Rolle und dem Heizföhn das Alubutyl fest an das Blech drücken. Detailaufnahmen kannst du dir auch auf unserem YouTube-Kanal anschauen.


Fazit

Unser Fazit nach den Isolierungsarbeiten ist: Nicht günstig, aber eine große Wirkung. Wenn man sich jetzt im noch völlig unausgebauten (also ohne Möbel oder Verkleidung) Van befindet, fühlt es sich schon viel besser an. Auch wenn die Sonne drauf scheint, bleibt es sehr frisch im Inneren und wenn man sich auch bei laufendem Motor unterhält, muss man sich nicht mehr anschreien.

Wir sind mit dem Ergebnis also gut zufrieden. Die Zeit wird zeigen, was die Isolierung wirklich bringt. Wir werden dich auf jeden Fall auf dem Laufenden halten und dich nach unserem ersten Trip informieren.


Hast du Fragen, Anmerkungen oder Tipps, schreib uns gerne einen Kommentar.

Bis denn



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Folgende Artikel haben wir verbaut:

Wir filmen und fotografieren mit:
Sony Alpha 6500
GoPro 5
Iphone

und nutzen meist folgendes Zubehör:

Stativ


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Kommentare

  1. Moin,
    erst einmal...wow. Habt euch ordentlich viel Mühe gegeben. Das Ergebnis ist erstaunlich.
    Nur eine kleine Anmerkung zur Bodenisolierung. Da ihr ja auch nicht das neueste Fahrzeug habt, besteht (wie aber auch bei neueren Modellen) immer die Gefahr von Rost. Nun habt ihr den ganzen Boden verklebt. Sollte da nun eine Roststelle (z.B. von außen) durchkommen müsst ihr sowohl die Isolierung als auch den Metallboden flicken. Evtl. (ohne jetzt klugscheißen zu wollen) wäre es besser bzw. generell möglich gewesen, die Latten inkl. Isolierung nicht am Metall sondern an eurer Bodenplatte aus Holz zu befestigen. Hätte den Vorteil dass ihr im Falle von Rost lediglich den Boden anheben müsstet um an die Problemstelle zu kommen. Aber ansonsten echt gute Arbeit.
    LG, P

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